Das Außenlager (AL) Trostberg wurde wie die meisten nationalsozialistischen Lager aus mehreren Gründen errichtet.
Neben der Einschüchterung und Ausschaltung politischer Gegner wurde das Lager in Trostberg vor allem errichtet, um Arbeitskräfte für die Rüstungsindustrie bereitzustellen.
Die Schutzstaffel (SS) betrieb die Konzentrationslager und verfügte damit auch über die KZ-Häftlinge. Die Häftlinge wurden gegen einen tägliche Gebühr an zivile Arbeitgeber "vermietet". Die entrichtete Gebühr wurde dabei keineswegs an die Häftlinge gezahlt, sondern wanderte direkt in die Taschen der SS. Im Fall des Außenlagers Trostberg setzte vor allem die Firma Bayerische Motoren Werke (BMW), die damals Flugmotoren herstellte, die Häftlinge als Zwangsarbeiter ein. Aber auch andere am Ort ansässige Firmen, sowie die Stadt Trostberg selbst, "mieteten" die Häftlinge von der SS.
Das Lager in Trostberg entstand im Rahmen eines von vielen Verlagerungsprojekten der Rüstungsindustrie. Das AL Trostberg und die Motorenfertigung in Trostberg gehen damit auf das BMW-Werk in Allach bei München zurück. Im BMW Werk Allach fertigte BMW seit 1937 Motoren, darunter auch der Flugmotor 801, der als Universalmotor sowohl in Jäger- als auch in Bomberflugzeugen der deutschen Luftwaffe eingesetzt wurde. Die wachsende Häufigkeit alliierter Luftangriffe behinderte die Produktion im Allacher Werk zunehmend. Teile der Produktion des 801-Motors wurden daher ab 1944 auf andere Standorte ausgelagert. Im März 1944 wurde ein Teil der BMW Fabrik Allach in einen stillgelegten Eisenbahntunnel bei Markirch (Sainte-Marie-aux-Mines) im Elsass verlagert. Um die benötigten Arbeitskräfte zu stellen, wurde in Markirch ein Außenlager errichtet. Dazu wurde neben den Maschinen auch ein Teil der in Allach bei BMW eingesetzten und im AL Allach inhaftierten Männer nach Markirch gebracht. Da die Alliierten immer näher vorrückten, wurde das Lager und die Produktionsttätte nach knapp mehr als 6-monatigem Bestehen schon im Oktober 1944 wieder geschlossen. Die Produktion des 801-Motors wurde nun noch weiter aufgespalten und auf zahlreiche kleinere Fabriken aufgeteilt. Zur Bereitstellung von Arbeitskräften wurden in unmittebarer Nähe der neuen Standorte neue Außenlager gegründet. Einer dieser neuen Standorte war die südbayerische Kleinstadt Trostberg. Über das Stammlager Dachau wurden viele der zuvor in Allach und anschließend in Markirch als Arbeiter eingesetzten Häftlinge ins AL Trostberg überstellt.
HINTERGRUND: Die Verlagerung des BMW-Werkes Allach - über Markirch (Sainte-Marie-aux-Mines) nach Trostberg
Die BMW-Fabrik in Allach wurde 1937 infolge der rüstungswirtschaftlichen Expansion der BMW AG errichtet. Ab 1941 wurden im Werk Allach zivile ZwangsarbeiterInnen zur Arbeit verpflichtet, ab 1942 kamen auch KZ-Häftlinge aus dem KZ Dachau zum Einsatz. Anfangs kehrten diese Abends noch in das KZ Dachau zurück, bis schließlich im Februar 1943 in Allach ein Außenlager des KZ Dachau errichtet wurde. Das AL Allach sollte durch die Bereitstellung von Zwangsarbeitskräften zur Steigerung der Flugmotorenproduktion im Werk Allach beitragen. Nach einem Bombenabgriff auf München im März 1943, bei dem das BMW-Stammwerk München-Milbertshofen schwer beschädigt wurde, übernahm das Werk Allach die Fertigung des 801-Motors vollständig. Der luftgekühlte Doppelstern-Flugmotor 801 kam als Universalmotor sowohl in Jäger- als auch in Bomberflugzeugen der Luftwaffe der deutschen Wehrmacht zum Einsatz. Obwohl das Werk in Allach durch Bunker und einen die Werkshallen umgebenden Baumbestand vor Luftangriffen geschützt werden sollte, geriet die Produktion am Standort Allach mit steigender Häufigkeit aliierter Luftangriffe immer mehr ins Stocken. Reichsluftfahrtministerium (RLM) und BMW planten daher bereits seit 1943 verschiedene weitere Maßnahmen zum Schutz des Werkes in Allach. Dazu zählten unter anderem der Bau eines Großbunkers in Allach sowie die Verlagerung von Teilen der Produktion an verschiedene Orte. Im Frühjahr 1944 begannen zudem die Bauarbeiten für das später unter dem Namen "Doggerwerke" (Tarnname: Esche I) bekannt gewordene Stollensystem in Hersbruck bei Nürnberg. Das Projekt war auf Initiative von BMW ins Leben gerufen worden und wurde in Zusammenarbeit mit der SS durchgeführt. Zum Bau wurden unter unmenschlichen Bedingungen 6000 Häftlinge des Flossenbürger Außenlagers Hersbruck eingesetzt. Nach der Fertigstellung sollte die gigantische unterirdische Fabrik als finaler Verlagerungsort des BMW-Werkes Allach dienen.
Da die Fertigstellung des "Doggerstollen" im Frühjahr 1944 noch in weiter Ferne lag und Maschinen, Werkzeug und Arbeiter und damit auch die Motorenproduktion in Allach durch die steigende Frequenz und Schwere der alliieten Luftangriffe gefährdet war, wurde ein Teil der Allacher Produktion nach Markirch (Sainte-Marie-aux-Mines) im Elsass verlagert. In Markirch befand sich ein Eisenbahntunnel, der seit 1940 wegen der Nähe zum besetzten Frankreich stillgelegt war. Der fast 7 Kilometer lange, 6 Meter hohe und knapp 8 Meter breite Tunnel sollte nun als Bunker für die Fertigung von BMW-Flugmotoren dienen. Dazu wurden nicht nur die zerlegten Maschinen von Allach nach Markirch transportiert, sondern auch ein Teil der bereits angelernten und bisher in Allach für BMW eingesetzten Häftlinge. Das AL Markirch wurde im März 1944 mit einem Vorkommando von 26 Häftlingen eröffnet, im Augaust 1944 befanden sich 1857 Männer im AL Markirch. Auf Grund seiner geographischen Lager unterstand das Außenlager in Markirch dem KZ Natzweiler, wegen der Verbindung zu BMW befanden sich im AL Markirch jedoch vor allem Häftlinge, die zuvor dem KZ Dachau zugeordnet waren. Ein Teil der Häftlinge in Markirch musste im Kommando mit dem Codenamen "A 9" den Tunnel ausbauen, die anderen Gefangenen wurden unter der Tarnbezeichnung "Elsässische Spezial Großkellerei" im selben Tunnel als Zwangsarbeiter für BMW eingesetzt.
Nicht nur die Tatsache, dass erst im August 1944 alle Maschinen in Markirch angekommen waren, sondern auch die Bedingungen im Tunnel, führten dazu, dass in Markich nie eine nennenswerte Produktion stattfand. Der Tunnel war zwar groß, abgesehen davon war er für die Flugmotorenproduktion jedoch denkbar schlecht geeignet: Die Feuchtigkeit im Inneren gefährdete sowohl die Maschinen als auch die gefertigten Motorenteile durch Korrosion. Der Tunnel war schlecht bis gar nicht belüftet, die Wärmeabfuhr funktionierte nicht und die Stromversorgung war so schlecht, dass es immer wieder zu Kurzschlüssen kam. Daraus resultierte nicht nur ein geringerer Produktionsausstoß, sondern vor allem auch eine weitere Verschlimmerung der Situation de Häftlinge. Obwohl diese nun zwar besser vor Luftangriffen geschützt waren, bedeuteten die Bedingungen im Tunnel und der Einsatz im Baukommando "A 9" eine enorme Verschlechterung der Lebens- und Arbeitsbedingungen der Häftlinge. Während des 6-monatigen Bestehens des Lagers starben fast 200 Häftlinge. Wegen der niedrigen Hütten, die nur kriechend betreten werden konnten, erhielt das Al Markirch von den Gefangenen den Namen "Hundehüttenlager" und auch sonst herrschten im Lager katastrophale Bedingungen.
Schon bald rückte der Frontverlauf immer näher an das Lager und den Produktionsort Markirch. Schon ab Mitte September 1944 wurden Häftlinge, Maschinen und Material im Zuge einer Rückverlagerung wieder ins Zentrum des "Deutschen Reiches" gebracht. Für die Häftlinge bedeutete dies jedoch nicht das Ende, sondern eine weitere Fortsetzung ihrer Odysee. Mensch und Material wurden erneut in Züge verladen und nun Richtung Osten, weg von den vorrückenden Alliierten transportiert. An eine Untertageverlagerung, wie sie von Berlin gewünscht wurde, war wegen des Mangels an geeigneten Stollen nicht zu denken und so wussten weder BMW noch das Reichsluftfahrtministerium (RLM) wussten, wo die Produktion untergebracht werden sollte. Während die Häftlinge nach der Auflösung des Lagers in Markirch über das Stammlager Natzweiler zurück in das KZ Dachau oder in die Neckarlager und die Außenlager der Gruppe "Wüste" kamen, wurden die Waggons mit den Maschinen wochenlang und in permanenter Angst vor Luftangriffen auf dem Bahnnetz hin- und hergeschoben. Schließlich fand BMW mit Kempten, Stephanskirchen, Blaichach und Trostberg geeignete neue Standorte, auf welche die zuvor in Markich ansässige Produktion aufgeteilt wurde. An den genannten Orten enstand damit nicht nur ein BMW-Werk, sondern auch ein Außenlager, das der Versorgung des Werkes mit Zwangsarbeitskräften diente.